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Canon Zoom Lens FD 28-50 mm f/3,5

Canon Zoom Lens FD 28-50 mm f/3,5

An dieser Stelle möchte ich Euch einen weiteren, relativ seltenen, Klassiker aus dem Hause Canon vorstellen. Es handelt sich um das Canon Zoom Lens FD 28-50 mm 1 : 3.5, das es in zwei optisch baugleichen aber mechanisch unterschiedlichen Versionen gab : das 28-50 mm f/3,5 SSC mit silberfarbenem Klemmring und das ganz in Schwarz gekleidete 28-50 mm f/3,5 mit dem neueren FD-N-Anschluss mit Entriegelungsknopf. Während die erste Version im Jahre 1976 das Licht der Welt erblickte, kam die hier vorgestellte zweite Version drei Jahre später in die Regale der Fotohändler.

Das Canon FD 28-50 mm f/3,5 stammt in direkter Linie vom “berühmten” Canon FD 35-70 mm f/2,8-3,5 ab, das übrigens auch für das Angenieux 35-70 mm f/2,5-3,3 und viele andere zeitgenössische Objektive Modell gestanden hat : das revolutionäre Canon FD 35-70 mm f/2,8-3,5 hat im Jahre 1973 als erstes Zweigruppen-Zoom höchste qualitative Massstäbe gesetzt und ist übrigens auch heute noch erste Sahne unter den Standard-Zoom-Objektiven. Aber kommen wir zum FD 28-50 mm zurück. Dieses besitzt zehn Linsen in neun Gruppen (35-70 mm : 10/10), die in zwei Hauptgruppen vor und hinter der Blende angeordnet sind. Bei der längsten Brennweite ist der Abstand zwischen den beiden Linsengruppen am geringsten, bei der kürzesten Brennweite ist er am grössten. Das Objektiv behält dabei bei allen Brennweiten und Entfernungseinstellungen seine Abmessungen bei, wobei die Linsen sich im äusseren Tubus bewegen. Der vordere Tubus hat dabei gleichzeitig die Funktion einer Streulichtblende, die bei der längsten Brennweite den besten Schutz gegen vagabundierendes Streulicht gewährt. Bei der kürzesten Brennweite bietet die auf das Objektiv abgestimmte Gummiblende mit Klemmring W-69B zusätzlichen Schutz. Das Objektiv bietet bei 28 mm auch eine separate Makroeinstellung, die nach Verschieben eines Sperrschalters bei Unendlichstellung eine Entfernung von 45 bis 25 cm zwischen Sensorebene und Objekt gewährt.

28-50 mm f/3,5 und 35-70 mm f/2,8-3,5 SSC – man erkennt unschwer die ähnliche Konzeption der beiden Premiumzooms aus den 70 ern…

Auch wenn das Canon Zoom Lens FD 28-50 mm 1 : 3.5 sehr robust erscheint, hat es doch nicht weniger als neun kleine Schwachstellen : die für Canon FD-Objektive typischen Gleitlager mit Messingkern und Gummibeschichtung. Letztere löst sich im Laufe der Jahre auf und führt zuerst zu Spiel in den beiden Einstellringen. Später blockiert die klebrige Pampe diese dann noch zusätzlich. Für die Gleitbahnen des Zoomrings sorgen dabei sechs, für die des Scharfeinstellringes drei weitere Gleitlager. Glücklicherweise ist eine Reparatur relativ einfach, da die Gleitlager leicht zugänglich sind. Aber man sollte den für den Austausch der defekten Teile notwendigen Zeit-und Geldaufwand auf jeden Fall beim Kauf des Objektivs berücksichtigen. Übrigens leiden alle nicht zwischenzeitlich reparierten Exemplare unter diesem Problem – caveat emptor !

Die besondere Konstruktion des Objektivs mit innerem und äusserem Tubus sorgt auch für einen etwas gewöhnungsbedürftigen Umgang mit Filtern. Diese können nur bei 28 mm und Mindestentfernung eingeschraubt werden, da sich sonst das Filtergewinde im Innern des Objektivs befindet. Weiterhin wird dadurch der Gebrauch von Polarisationsfiltern unmöglich. Ich verwende aber rechteckige Verlauffilter, indem ich sie einfach auf die zurückgestülpte Streulichtblende auflege. Als Beweis seiner Ausrichtung auf professsionelle Nutzer hat die Blende acht Lamellen, die immer eine symmetrische Öffnung bilden.

Steckbrief

Canon Zoom Lens FD 28-50 mm 1 : 3.5 (New FD)

• Optischer Aufbau : 10 Linsen in 9 Gruppen
• Vergütung: mehrfach (SSC)
• Blendenskala : f/3,5 bis f/22 (halbe Stufen)
• Anzahl der Blendenlamellen : 8
• Filterdurchmesser : 58 mm
• Kürzeste Entfernungseinstellung : 1 m (0,25 m bei 28 mm, 1 : 4,3)
• Länge : 99,5 mm
• Gewicht : 470 g
• Streulichtblende : W-69B

Auflösungsvermögen und Kontrast bei Unendlich

Nachfolgend eine Testserie, mit der Sony A7R nebst leichtem Stativ und 2 s Selbstauslöservorlauf bei 100 ISO fotografiert. Es wurde jeweils mit maximaler Lupenvergrösserung und offener Blende auf ein Detail in der Bildmitte scharfgestellt. Die Bilder wurden nur mit Standardeinstellung in Camera Raw geschärft, die chromatischen Aberrationen bleiben unkorrigiert. Letztere sind aber sehr moderat und in Camera Raw noch gut beherrschbar und verschwinden nach einer automatischen Korrektion fast vollständig. Bedenkt bitte, dass es sich hier um fast ungeschärfte Ausschnitte in 200% – Vergrösserung handelt und man ansonsten eine Fotografie nur ganz selten in einem so grossen Massstab reproduzieren würde.

28 mm

Übersicht bei Offenblende.
F/3,5.
F/5,6.
F/8.
F/11.

35 mm

Übersicht bei Offenblende.
F/3,5.
F/5,6.
F/8.
F/11.

50 mm

Übersicht bei Offenblende
.
F/3,5.
F/5,6.
F/8.
F/11.

Ich finde, man sieht dem Objektiv sein fortgeschrittenes Alter kaum an. Auch wenn es nahe dem Rand und in den äussersten Bildecken ewas abfällt, ist die Schärfe schon bei Offenblende überall brauchbar und verbessert sich dann kontinuierlich bis etwa f/11. Bis jetzt habe ich kleinere Blenden vermieden, denn meiner Erfahrung nach leiden dann der Kontrast und die Bildschärfe, wobei der Gewinn an Schärfentiefe meist vernachlässigbar ist. Die Übersichtsbilder offenbaren eine deutliche Vignettierung in den Bildecken, die aber ab f/5,6 nicht mehr stört und bei kleineren Blenden dann völlig verschwindet.

Verzeichnung

Auch wenn sie bei den meisten Szenen nicht augenfällig wird, ist die Verzeichnung doch vorhanden. Bei 28 mm ist sie tonnenförmig, bei 35 mm fast neutral und bei 50 mm dann kissenförmig. Wie für alle meine Altglasobjektive habe ich auch für das Canon Zoom Lens FD 28-50 mm 1 : 3.5 Korrekturprofile (Camera Raw/Lightroom) geschaffen, die die Verzeichnung gut in Griff bekommen, zumal es fast keine Tendenz zu Schnurrbartverzerrungen (Tonne in Bildmitte und Kissen am Bildrand) gibt. Weil die Profile bei relativ geringen Entfernungen erstellt wurden, sind sie natürlich für Aufnahmen bei Unendlich ein bisschen zu intrusiv (hier gezeigt). Aber es genügt, den Stärkenregler auf etwa 75% zurückzunehmen.

28 mm

Ohne und…
…mit Korrektur.

35 mm

Ohne und…
…mit Korrektur.

50 mm

Ohne und…
…mit Korrektur.

Farbwiedergabe, Streulichtanfälligkeit, allgemeine Bildanmutung und Bokeh

An meinen zahlreichen Canon FD-Objektiven schätze ich unter anderem die “neutrale” Farb-und Kontrastwiedergabe, die einerseits einen von Objektiv zu Objektiv einheitlichen “Look” produziert und andererseits etwas “flache” Raw -Dateien liefert, die ich für geradezu ideal finde, um bei der anschliessenden Bildbearbeitung einen möglichst grossen Spielraum zu haben.

Das FD 28-50 mm f/3,5 macht da keine Ausnahme, die Farb-und Kontrastwiedergabe ist von Haus aus etwas “sanfter” als bei einem Nikon oder Zeiss-Objektiv.

Zusammen mit einer effektiven Beschichtung des Innern des Objektivs und einer speziellen Streulichtblende nahe des Anschlusses zeigt die Super Spectra Coating-Mehrfachvergütung sehr gute Leistungen in schwierigen Lichtsituationen. Geisterbilder bleiben klein und diskret und der Bildkontrast leidet kaum.

Bei einer Mindestenfernung von 1 m ist es natürlich nicht leicht, die Fähigkeiten des Objektivs in Sachen Bokeh festzumachen. Dennoch liefert das Objektiv auch dort gute Resultate ab : die Anmutung der Details jenseits der Schärfentiefe ist natürlich, angenehm und frei von störenden Artefakten. Allenfalls könnte man dem FD 28-50 mm f/3,5 einen Mangel an Charakter nachsagen, aber der gleiche Vorwurf träfe auf die meisten Canon FD-Objektive zu, deren “Rendering” durchaus modern anmutet.

Fazit

Natürlich ist ein Objektiv mit einem nicht einmal zweifachen Zoombereich nur für wenige Nutzer attraktiv genug. Damals war das aber eine der Bedingungen, um auch im Weitwinkelbereich Leistungen zu erreichen, die denen vergleichbarer Festbrennweiten kaum nachstanden.

Das funktionnierte bei dem vor 45 Jahren konzipierten Objektiv sehr gut und auf einer mit immerhin 36 Megapixeln bestückten Sony A7R kann das Canon FD 28-50 mm f/3,5 auch heute noch durchaus überzeugende Resultate liefern.

Das Canon FD 28-50 mm ist dabei natürlich deutlich voluminöser als sein Nachfolger aus den 80er Jahren, das Canon FD 28-55 mm f/3,5-4,5 und andere, vergleichbare, Objektive von Olympus (28-48 mm f/4), Pentax (28-50 mm f/3,5-4,5) und diversen Fremdherstellern mit “gleitender” Lichtstärke (Beroflex, Sigma, Sun, Vivitar, etc.).

Aber ich wage einmal zu behaupten, dass es diesen in Sachen Bildqualität überlegen war und ist, wurde es doch aufgrund seines gesalzenen Preises in erster Linie für anspruchsvolle Amateure und Profils konzipiert. Jedenfalls hat der Hersteller damals darauf geachtet, keine Abbildungseigenschaft auf Kosten einer anderen zu “forcieren” – das Canon FD 28-50 mm f/3,5 ist dadurch optisch sehr leistungsfähig, auch wenn bei der Bedienung (Mindestentfernung, Filtereinsatz, …) noch so manche Kompromisse gemacht werden müssen.

In naher Zukunft werde ich mir jedenfalls noch das Olympus Zuiko OM 28-48 mm f/4 und das Pentax SMC-M 28-50 mm f/3,5-4,5 vornehmen, die beide sowohl kompaktere Masse und Gewichte als auch eine praxisnähere Mindestentfernung bieten.

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