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Canon Lens FL 100 mm f/3,5

Canon Lens FL 100 mm f/3,5

Wie das schon hier vorgestellte Canon FL 35 mm f /2,5 gehört das Canon FL 100 mm f/3,5 zu den ältesten Objektiven der Canon FL-Linie, denn es existierte schon seit 1953 in einer etwas schlankeren Bauform unter dem Namen Serenar 100 mm f/3,5 für Messucherkameras. Während das Vorgängermodell noch als klassischer Dreilinser à la Triotar ausgelegt wurde, besitzen das Serenar und das FL 100 mm f/3,5 eine wesentlich modernere Konzeption, die sich mit 5 in 4 Gruppen angeordneten Linsen an der des Xenotars anlehnt. Übrigens ist das Canon FL 100 mm f/3,5 nicht das einzige Objektiv mit diesen, wenig spektakulären, Eckdaten : so baute Minolta den Zeitgenossen Minolta Rokkor-QE 100mm f/3,5, während das viel später erschienene Zeiss Sonnar T * 100 mm f/3,5 mit Contax/Yashica-Anschluss auf kleine Abmessungen (61 mm) und ein geringes Gewicht (285 g) getrimmt wurde. Das Canon FL 100 mm f/3,5 ist sowohl leicht (278 g) als auch sehr schlank gebaut, der Durchmesser (61 mm) wird vom Chromring des Anschlusses vorgegeben, während die Länge (64 mm) nur unwesentlich über der eines Standardobjektivs liegt.

Das FL 100 mm f/3,5 auf einer Canon Pellix.

Auch wenn Canon die Objektive der zwischen 1964 und 1971 vertriebenen FL-Linie noch nicht mit den Abkürzungen SSC (Super Spectra Coating) oder SC (Spectra Coating) als mehrfach oder einfach vergütet kennzeichnete, besitzt das FL 100 mm f/3,5 eine purpurfarbene Einfachvergütung, die aber trotzdem einen brauchbaren Schutz gegen Kontrastverminderung bietet. Ganz aus Metall gefertigt, besitzt das Objektiv einen Messing/Aluminium- Schneckengang , der eine Mindesteinstellentfernung von 1 Meter gewährleistet. Die automatische Springblende besteht aus 6 Lamellen, der Blendenring bietet Rastungen für ganze Stufen zwischen f/4 und f/22 sowie halbe Stufen zwischen der Offenblende unfd f/4. Ein separater Vorwahlring hinter dem Blendenring bietet die Möglichkeit, die Blende auf den vorgewählten Wert zu schliessen. Wie die meisten Kompaktobjektive der FL-Linie besitzt das 100 mm f/3,5 einen etwas “exotischen” Filterdurchmesser von 48 mm, allerdings sind Step-up-Adapterringe für Filter oder Streulichtblenden mit 49 mm – Gewinde ohne grosse Mühen aufzutreiben. Insgesamt ist das Objektiv hervorragend verarbeitet und wirkt auch sehr robust.

Steckbrief

Canon Lens FL 100 mm 1 : 3.5

• Optischer Aufbau : 5 Linsen in 4 Gruppen
• Vergütung: einfach (SC), purpurfarben
• Blendenskala : f/3,5 bis f/22 (halbe Stufen zwischen f/3,5 und f/4, ganze Stufen zwischen f/4 und f/22)
• Anzahl der Blendenlamellen : 6
• Filterdurchmesser : 48 mm
• Kürzeste Entfernungseinstellung : 1 m
• Länge : 64 mm
• Gewicht : 278 g
• Streulichtblende : Canon T-50

Auflösungsvermögen und Kontrast

Wie immer zeige ich Euch an dieser Stelle eine Testserie, die mit der Sony A7R nebst Stativ und 2 s Selbstauslöservorlauf bei 100 ISO fotografiert wurde. Ich habe jeweils mit maximaler Lupenvergrösserung und offener Blende auf das Strassenschild in der Mitte des Bildes scharf gestellt. Es handelt sich hier wieder um fast ungeschärfte Ausschnitte in 200% – Vergrösserung, die Korrektur der chromatischen Aberrationen wurde in Adobe Camera Raw deaktiviert.

Die ganze Szene im Überblick bei f/8.
F/3,5. Linke obere Bildecke (links), Bildmitte (Mitte) und rechter Bildrand (rechts)
f/4. Linke obere Bildecke (links), Bildmitte (Mitte) und rechter Bildrand (rechts)
f/5,6. Linke obere Bildecke (links), Bildmitte (Mitte) und rechter Bildrand (rechts)
f/8. Linke obere Bildecke (links), Bildmitte (Mitte) und rechter Bildrand (rechts)
f/11. Linke obere Bildecke (links), Bildmitte (Mitte) und rechter Bildrand (rechts).
f/16. Linke obere Bildecke (links), Bildmitte (Mitte) und rechter Bildrand (rechts).

Wie bei mir üblich, wurden die Bilder mit Standardeinstellung in Camera Raw geschärft. Nahe Unendlich sind Auflösungsvermögen und Kontrast über das gesamte Bildfeld schon bei Offenblende so gut, dass Abblenden nur zwingend ist, um eine grössere Schärfentiefe zu erreichen. Um die Vignettierung in den Bildecken zu beseitigen, sollte man auf f/5,6 abblenden , der beste Schärfeeindruck ist bei f/11 erreicht, wobei es allerdings zwischen der Offenblende und f/11 keine Unterschiede gibt, die nicht durch ein wenig aggressiveres Schärfen ausgeglichen werden könnten. Die Blenden f/16 und f/22 führen zu einem progressiven Schärfeverlust und f/22 sollte nur verwendet werden, wenn maximale Schärfentiefe auf Kosten der Gesamtschärfe verlangt wird.

Übrigens bricht die Bildqualität Dank des eher konservativen optischen Aufbaus des Objektivs auch bei kürzeren Entfernungen nicht ein. Das Canon Lens FL 100 mm 1 : 3.5 kann also ohne Bedenken bei Offenblende und einer Entfernung von 1 Metern für Nahaufnahmen eingesetzt werden. Denkbar wäre auch ein Gebrauch als “Makroobjektiv” mit achromatischer Nahlinse, Zwischenring und/oder Schneckengang -Adapter, das habe ich aber bis jetzt noch nicht ausprobiert.

Laterale chromatische Aberrationen sind am Bildrand zwar sichtbar, können aber mittels der automatischen Werkzeuge von Camera Raw oder Lightroom spurlos beseitigt werden. Auffällig sind allerdings die blauen und gelben (anstatt grünen und violetten) Farbränder, die übrigens auch beim Canon FL 200 mm f/3,5 sowie bei manchen Tamron-Objektiven auftreten. Longitudinale chromatische Aberrationen (Bokeh Fringing) bleiben glücklicherweise weitgehend unsichtbar.

Chromatische Aberrationen sind vor Allem am Bildrand (hier in der linkeren oberen Ecke) sichtbar, aber leicht zu korrigieren (rechts).

Bokeh und Nahbereich

Auch wenn die Gestaltungsmöglichkeiten mangels Lichtstärke natürlich geringer sind als zum Beispiel mit einem 85 mm f/1,8 oder 100 mm f/2, kann man mit dem FL 100 mm f/3,5 eine durchaus ansprechende Anmutung ausserhalb der Schärfenebene erreichen. Dabei helfen sowohl die sehr gute Korrektur der Bildfehler als auch die Fassungsvignettierung, die durch eine Deformierung der Unschärfenkreise in Katzenaugen eine leichten “Kreiseleffekt” an den Bildrändern erzeugt.

Landschaft, Street und Städtebilder

Dank seiner kleinen Packmasse und der bei allen Blenden überragenden Abbildungsleistung eignet sich das Canon FL 100 mm f/3,5 für eine Vielzahl von Motiven. Nachfolgend einige Beispiele.

Ein vorläufiges Fazit

Natürlich bin ich Euch bis jetzt noch sowohl Porträts als auch Nachtaufnahmen oder Gegenlichtschüsse schuldig geblieben, aber ich werde diese noch bei Gelegenheit nachreichen. Trotzdem möchte ich Euch nicht meine Einschätzung des FL 100 mm f/3,5 vorenthalten.

Ich muss gestehen, ich bin ein grosser Fan kurzbrennweitiger Teleobjektive und ich besitze davon mittlerweile ein ganzes Arsenal. Ich liebe die leichte Komprimierung der Bildebenen und die Konzentration aufs Wesentliche, die die geringere Schärfentiefe ermöglicht.

Nichtdestotrotz sticht das Canon FL 100 mm f/3,5 für mich doch aus der Menge heraus, hat doch Canon mit ihm auf Anhieb ein glückliches Händchen bewiesen, denn es ist eines der emblematischen Objektive, die Canon in der Einführung der späteren Ausgaben von “Lens Works” als wegbereitend hervorhebt. In der Tat ist es dem Hersteller gelungen, schon in den 60 er Jahren des vorigen Jahrhunderts ein kurzes Teleobjektiv mit wahrhaft “universellen” Eigenschaften zu schaffen, denn die Anwendungen beschränken sich nicht auf die eines “Porträtsobjektivs”. Sowohl bei Offenblende als auch abgeblendet ist das Objektiv immer scharf und das sogar bis in die äussersten Bildecken, wobei der Kontrast auch bei f/3,5 schon völlig zufriedenstellend ist. Öffnungsfehler, Verzeichnung, Vignettierung, Bildfeldwölbung und chromatische Aberrationen bleiben unsichtbar beziehungsweise leicht zu korrigieren und die Farbwiedergabe bleibt neutral. Überhaupt würde ich das Objektiv als “effektneutral” einschätzen, es steht nie zwischen mir und meiner Bildidee.

Natürlich verwende ich von Zeit zu Zeit auch lichtstärkere Objektive, zum Beispiel das Canon FD 85 mm f/1,8 oder das Canon EF 100 mm f/2, aber irgendwie gefallen mir die mit dem Canon FL 100 mm f/3,5 erstellten Bilder besonders gut, denn sie wirken stets natürlich und arten nie in reine Effekthascherei aus.

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