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Canon Lens FL 35 mm f /2,5

Canon Lens FL 35 mm f /2,5

Im Laufe der Jahre haben sich bei mir einige Objektive der Canon FL-Reihe angesammelt und es ist an der Zeit, die ihnen gebührende Anerkennung zu zollen.Canon FL-Objektive wurden im Jahre 1964 zusammen mit der Canon FX eingeführt und ersetzten die Canomatic und Preset-R Objektive der Canonflex-Reihe. Im Gegensatz zu den Automatik-Objektiven der vorigen Baureihe hatte die Canon FL-Objektive nur noch einen Hebel an der Objektiv-Rückseite, der die Blende kurz vor der Belichtung auf Arbeitsöffnung schloss. Auch wenn die drei aufeinanderfolgenden Objektivserien (R, FL und FD) den gleichen Anschluss mit Klemmring behielten, boten doch nur FD-Objektive einen Blendensimulator für die Offenblendmessung.

Vor der Einführung der Canon F-1 konzentrierte sich Canon weitgehend auf den Absatz von Kameras für Amateure – die mit der Nikon F zeitgleich erschienene Canonflex wurde ein Flop, obwohl sie durchaus professionelle Eigenschaften aufweisen konnte. Die Canon FL-Reihe bot aber nichtsdestotrotz ein paar Leckerbissen, zum Beispiel die FL-F-Teleobjektive 300 mm f/5,6, 300 mm f/2,8 und 500 mm f/5,6 mit Gläsern aus Fluoritkristallen für die fast vollständige Korrektur des sekundären Spektrums.

Neben einigen Neurechnungen praktizierte Canon aber auch häufig das Repackaging von Objektiven der Messucher-und R-Linien. So gab es das hier vorgestellte Canon FL 35 mm f/2,5 schon in Canonflex R-Ausführung, die optische Rechnung ist also noch aus den späten 50er-Jahren. Wie die allermeisten FL-Objektive hat es auch nur eine Einfachvergütung (Spectra Coating mit Magenta-Ton).

Optik und Mechanik

Beim Objektiv mit der offiziellen Bezeichnung “Canon FL Lens 35 mm 1 : 2.5” sucht man vergeblich nach Bauteilen aus Kunststoff. Ganz aus Metall gefertigt, hinterlässt es einen sehr soliden Eindruck, Die Einstellringe drehen sich mit genau dem richtigen Widerstand und ohne Spiel. Der aus dem Vollen gefräste “Berg-und Tal”- Entfernungseinstellring lässt eine Scharfeinstellung zwischen Unendlich und 0,4 m zu, der hinter dem Filterring liegende Blendeneinstellring eine Spanne zwischen f/2,5 und f/16 in ganzen Stufen, abgesehen von einer Rastung entsprechend f/2,8. Ein gesonderter Ring ermöglicht die Abblendung auf Arbeitsblende. Das Objektiv passt leider nicht auf handelsübliche China-Adapter, denn die Rückseite weist in der Nähe des Blendenhebels einen Vorsprung auf.

Der Auswuchs um den Blendenmitnehmer verhindert das Ansetzen des Objektivs auf allen handelsüblichen Adaptern chinesischer Herkunft.

Meine Novoflex und Cieco 7-Adapter lassen sich aber ohne Probleme anschliessen, die Handhabung ist dabei mit der eines FD-Klemmring-Objektivs identisch. Das Canon FL 35 mm f/2,5 akzeptiert Filter mit 58 mm-Durchmesser, die Entfernungeinstellung bleibt dabei linear, was die Nutzung von Pol-und Verlaufsfiltern begünstigt.

Steckbrief

Canon FL Lens 35 mm 1 : 2.5

• Optischer Aufbau : 7 Linsen in 5 Gruppen
• Vergütung: einfach (Canon “Spectra Coating”)
• Blendenskala : f/2,5 bis f/16 (in ganzen Stufen, von f/2,5 bis f/2,8 in halben Stufen)
• Anzahl der Blendenlamellen : 6
• Filterdurchmesser : 58 mm
• Kürzeste Entfernungseinstellung : 40 cm
• Gewicht : 352 g
• Streulichblende: W-60-A

Auflösungsvermögen und Kontrast bei Unendlich

Die folgende Testserie wurde mit einer auf einem stabilen Stativ befestigten Sony A7R bei ISO 100 fotografiert. Vorher habe ich mit maximaler Lupenvergrösserung und offener Blende auf ein Detail in der Bildmitte scharfgestellt. Die Bilder wurden nur mit Standardeinstellung in Camera Raw geschärft, die lateralen und longitudinalen chromatischen Abberationen bleiben unkorrigiert. Letztere bleiben aber selbst ohne Korrektur weiestgehend unsichtbar und bedürfen nur sehr selten einer Softwarekorrektur. Bedenkt bitte, dass es sich hier um fast ungeschärfte Ausschnitte in 200 % – Vergrösserung handelt und man normalerweise eine Fotografie nur ganz selten in einem so grossen Massstab reproduzieren würde.

Die gesamte Szene bei f/8.

f/2,5


Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Bildecke unten links (rechts).

f/4


Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Bildecke unten links (rechts).

f/5,6

Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Bildecke unten links (rechts).

f/8

Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Bildecke unten links (rechts) .

f/11

Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Bildecke unten links (rechts) .

Bei Offenblende ist das Objektiv im ganzen Bildfeld kontrastarm, nur in der zentralen Region wird das Bild annähernd scharf, sphärische Aberrationen und Koma sind vor allem ausserhalb der Mitte sehr deutlich. Das Objektiv leidet auch unter dem Phänomen der Bildfeldwölbung. So wirken die Bildecken (rechts) schärfer als die Zone zwischen der Bildmitte und den Bildrändern (Mitte).
Der Schärfeeindruck verbessert sich kontinuierlich, wobei das Maximum bei f/8 (Mitte) beziehungsweise f/11 (Ränder und Ecken) erreicht wird. Ab f/11 beginnt die Diffraktion in der Bildmitte ihr Unwesen zu treiben. Nach Möglichkeit sollte man also eine Abblendung auf f/16 vermeiden, wobei der Gewinn an Schärfentiefe dann auch oft vernachlässigbar ist. Die Übersichtsbilder offenbaren eine deutliche Vignettierung in den Bildecken, die aber ab f/4 nicht mehr stört und bei kleineren Blenden völlig verschwindet. Was die Verzeichnung anbetrifft, ist letztere nahe Unendlich fast perfekt auskorrigiert und macht sich nur bei geringeren Entfernungen zum Motiv mit tonnenförmiger Durchbiegung gerader Linien bemerkbar. Allerdings bleibt sie auch dann sehr diskret und wird wohl in den meisten Situationen nicht stören.

Auflösungsvermögen und Kontrast im mittleren Entfernungsbereich

Wie weiter oben habe ich die folgende Testreihe mit einer auf einem stabilen Stativ befestigten Sony A7R bei ISO 100 fotografiert, wobei mit maximaler Lupenvergrösserung und offener Blende auf ein Detail in der Bildmitte scharfgestellt wurde. Die Bilder wurden nur mit Standardeinstellung in Camera Raw geschärft, die lateralen und longitudinalen chromatischen Abberationen bleiben unkorrigiert. Letztere bleiben aber auch hier ohne Korrektur weitestgehend unsichtbar.

Die gesamte Szene bei f/8.

f/2,5

Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Bildecke unten rechts (rechts).

f/4

Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Bildecke unten rechts (rechts).

f/5,6

Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Bildecke unten rechts (rechts).

f/8

Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Bildecke unten rechts (rechts).

f/11

Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Bildecke unten rechts (rechts)

Das Canon FL 35 mm f/2,5 wurde wohl in erster Linie für Reportagen geschaffen, denn die Bildqualität wurde eher für mittlere Entfernungen um 5 oder 10 Metern als für unendliche Entfernungen optimiert. Auch wenn die Offenblende hier immer noch ein weichgezeichnetes Bild erzeugt, ist die Bildqualität im erweiterten Zentrum und am Bildrand bei f/4 schon absolut in Ordnung : die Holzmaserung am oberen Bildrand zeigt schon eine Auflösung am Limit des Sensors (Moiré), während die Bildecken unscharf bleiben. Bei f/8 wird dann das Bildfeld bis auf die äussersten Bildecken scharf (die Bildmitte zeigt allerdings erste Beugungsunschärfen..), bei f/11 werden auch die letzten 0,5 % des Bildes perfekt durchgezeichnet. Farbränder bleiben auch hier unsichtbar und dürften auch in kritischen Situationen nicht stören.

Leistungen im Nahbereich

Die Beschränkung auf 40 cm ab Sensorebene für das FL 35 mm f/2,5 hat wohl einen oder sogar mehrere Gründe : die für damalige Verhältnisse hohe Lichtstärke des Objektivs und das Fehlen von Floating Elements, die masstabsabhängige Bildfehler korrigieren können. So manifestiert sich das Alter der Objektivrechnung ganz eindeutig in den Leistungen nahe der Mindesteinstellentfernung : die sphärischen Bildfehler nehmen überhand und erschweren sowohl eine präzise Scharfeinstellung als auch die Herstellung von wirklich scharfen Fotos. Im Ausgleich bekommen die Freunde aussergewöhnlichen Bokehs auch ein durchaus potentes Spiel-oder Werkzeug : die Fassungsvignettierung produziert halbmondförmige “Bokeh Balls” und einen bei manchen Motiven gut sichtbaren “Swirl”.

Überstrahlung und Reflexe bei Nachtaufnahmen

Bei einem nur mit einfacher Vergütung gesegnetem Objektiv darf man keine Wunder bei Gegenlicht-und Nachtaufnahmen erwarten. Trotzdem schlägt sich das Canon FL 35 mm f/2,5 in den beiden Disziplinen erstaunlich gut. Eine Gegenlichtblende sollte aber auf jeden Fall verwendet werden und eine zusätzliche Abschattung mit der Hand ist oft von Nutzen, wenn sich eine starke Lichtquelle knapp ausserhalb des Bildausschnitts befindet.

Fazit

Landschaftskönig oder Bokehqueen ? Dr. Jekyll oder Mr.Hyde ? Das Canon FL 35 mm f/2,5 hat wohl von beidem etwas und kann sowohl “Bokeholics” (bei offener Blende) als auch “Schärfenfanatiker” (bei f/11) zufriedenstellen.

Das Objektiv kommt aber noch aus einer Zeit, in der man die Bildqualität vorrangig über das Auflösungsvermögen definiert hat, denn der Kontrast lässt im Vergleich zu Canon FD-Objektiven etwas zu wünschen übrig. Während letztere sich von modernen Objektiven zumindest bei mittleren Blenden kaum unterscheiden, hat das Canon FL 35 mm f/2,5 ganz klar die Anmutung eines Vintage-Objektivs. In der Praxis ist das aber nicht immer von Nachteil, sorgt der geringe Kontrast doch zu einer etwas besseren Durchzeichnung der Schatten und Spitzlichter, zumal er auch ohne Auswirkung auf die Bildqualität in der Bildvbearbeitung angehoben werden kann.

In Sachen Schärfe hinkt das FL 35 mm f/2,5 aber meinen nFD 35 mm f/2 und 35 mm f/2,8 um etwa 1 oder 1 1/2 Blendenwerte hinterher, das heisst, es muss etwas weiter abgeblendet werden, um ähnlich ausgeglichene Werte über das ganze Bildfeld zu erreichen.

Mechanisch ist das Objektiv allerdings über alle Zweifel erhaben. Bei meinem Exemplar funktionnieren alle Bedienungselemente noch wie am ersten Tag. Die Verarbeitungsqualität ist einfach klasse und lässt die der nFD-Objektive weit hinter sich. Deshalb werde ich das Objektiv trotz der beschriebenen Nachteile auch weiterhin verwenden.

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