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Canon Zoom Lens FD 20 – 35 mm f/3,5 L

Canon Zoom Lens FD 20 – 35 mm f/3,5 L

Das Ultraweitwinkel-Zoomobjektiv Canon FD 20-35 mm f/3,5 L ist ein weiterer Meilenstein aus dem Hause Canon. Es ersetzte ab April 1984 das sechs Jahre früher erschienene Canon FD 24-35 mm f/3,5 SSC Aspherical, das zwischenzeitlich unter der Bezeichnung FD 24-35 mm f/3,5 L auch als modernere Variante mit dem neuen Drehbajonett angeboten wurde. Verglichen mit seinen beiden Vorgängern ist das FD 20-35 mm f/3,5 L aber relativ selten auf dem Gebrauchtmarkt anzutreffen, was an den wesentlich geringeren Verkaufszahlen liegen dürfte. Das zwei Jahre später vorgestellte EF-System mit komplett neuem und inkompatiblem Anschluss verdrängte das alte FD-System, auch wenn dieses während einiger Jahre noch ein Schattendasein führte.

Das Canon FD 20-35 mm f/3,5 L ist ausnehmend kompakt.

In den 1980er Jahren waren Zoomobjektive mit einer Anfangsbrennweite von 20 mm alles andere als gang und gäbe. Das Sigma Zoom Gamma 21-35 mm f/3,5-4 hatte im Jahr 1979 noch eine absolute Alleinstellung, das fast sieben Jahre später erschienene, rundum verbesserte und hier von mir vorgestellte Sigma Zoom Gamma II 21-35 mm f/3,5-4, 2 war wohl das einzige Ultra-Weitwinkel-Zoom mit einem kombinierten Einstellring für Brennweite und Entfernung.

Das Canon FD 20-35 mm f/3,5 L und das Sigma Zoom Gamma II 21-35 mm f/3,5-4, 2 Seite an Seite – letzteres wird bei der Anfangsbrennweite wesentlich länger.

Auch wenn das Canon FD 20-35 mm f/3,5 L zur prestigeträchtigen “(L)uxury”-Linie von Canon gehört, ist es doch den anderen Zoom-Objektiven der Marke mechanisch nicht überlegen. Bis auf den Blendenring aus Kunststoff besteht das Äussere des Objektivs aus dem für die FD-Linie typischen Sintermetall, die Gummibeläge der Einstellringe sind zur besseren Unterscheidung aus unterschiedlich strukturiertem Material. Die Präzision und Leichtgängigkeit der Einstellringe ist auch hier dem Erhaltungszustand der Gleitlager unterworfen, von denen der Hersteller hier nicht weniger als neun für die Gleitbahnen der Brennweiteneinstellung und drei für die Entfernungseinstellung verbaut.

Für ein Superweitwinkelobjektiv ist die Frontlinse erstaunlich klein – laut Marco Cavina soll dies helfen, den Astigmatismus und die Verzeichnung zu reduzieren..

Optisch ist das Canon FD 20-35 mm f/3,5 L sehr aufwendig konstruiert. Die 11 freistehenden Linsen sind in Zweigruppenbauweise angeordnet : bei der kürzesten Brennweite haben sie den grössten Abstand zueinander und bei der längsten Brennweite sind sie einander am nächsten. Die Vorderseite der Frontlinse besitzt eine asphärische Krümmung, während die zwei hintersten Elemente aus UD (81,6) bzw. LD-Glas (70,24) mit besonders niedriger Teildispersion gefertigt sind. In seiner brillianten technischen Analyse erwähnt Marco Cavina des Weiteren 6 Linsen aus hochbrechendem und 2 aus “normalem” optischen Glas. Hier hat Canon also keinen konsruktiven und finanziellen Aufwand gescheut, zumal das Canon FD 20-35 mm f/3,5 L auch einen eingebauten Korrektionsausgleich (floating elements) besitzt : die Linsen 1 und 2 bewegen sich mittels eines kurzen Schneckengangs und verändern dadurch ihren Abstand relativ zu den Linsen 3 und 4. Dank der Innenfokussierung bleibt die Länge des Objektivs konstant, auch wenn die Mindestentfernung mit lediglich 0,5 m etwas enttäuscht. Neben der Verwendung im Nahbereich ist auch die Nutzung von Grauverlaufs- oder Polarisationsfiltern durch die fehlende Geradeführung der Filterfassung etwas eingeschränkt. Dank der relativ kleinen Frontlinse können Filter mit einer moderaten Grösse von 72 mm eingesetzt werden. Eine Bajonett-Fassung nimmt dabei die Streulichtblende BW-72 auf, die übrigens auch für das Canon FD 28-85 mm f/4 geschaffen wurde.

Die Bajonett-Streulichtblende BW-72 ist auf die kürzeste Brennweite abgestimmt, bleibt aber auch bei allen anderen Brennweiten wirksam.

Steckbrief

Canon Zoom Lens FD 20-35 mm 1 : 3.5 L

• Optischer Aufbau : 11 Linsen in 11 Gruppen (davon 1 asphärisches Element, 2 Elemente aus niedrig dispergierendem und 4 Elemente aus hochbrechendem Glas)
• Vergütung: mehrfach (SSC)
• Blendenskala : f/3,5 bis f/22 (in halben Stufen )
• Anzahl der Blendenlamellen : 5
• Filterdurchmesser : 72 mm
• Kürzeste Entfernungseinstellung : 0,5 m
• Länge : 84, 2 mm
• Gewicht : 470 g
• Streulichtblende : BW-72

Auflösungsvermögen und Kontrast bei Unendlich – 20 und 24 mm

Ich habe sehr lange gezögert, hier einen Test dieses Objektivs zu veröffentlichen und habe mich endlich dazu durchgerungen. Damit Ihr verstehen könnt, warum die Ergebnisse hier mit einiger Vorsicht zu geniessen sind, muss ich Euch noch die Vorgeschichte meines Exemplars erläutern. Im vergangenen Sommer konnte ich ein defektes Exemplar dieses ansonsten für einen astronomischen Betrag angebotenen Objektivs für den Preis einer gut erhaltenen Streulichtblende BW-72 erstehen. Da konnte ich natürlich nicht widerstehen.

Liebende, Paris. Sony A7R mit Canon FD 20-35 mm L.

Allerdings hat sich dann herausgestellt, dass es ausser dem mittlerweile quasi obligatorischen Austausch der Gleitlager auch ein weiteres Problem gab : die für die Kupplung der “Floating Elements” in der Frontgruppe des Objektivs zuständige Messinggabel war durch die verrotteten Gleitlager in zwei Teile zerbrochen und musste durch ein aus meinem Ersatzteilfundus stammendes Teil ersetzt werden. Eigentlich kein grosses Problem, aber leider hatte ich die Frontgruppe auseinandergebaut, ohne dabei die Position der zwei Komponenten zu markieren. So musste ich also mittels eines aufwendigen “Trial und Error” – Verfahrens die ursprüngliche Position der Linsen wiederherstellen, was nur durch wiederholte Demontage und Zusammenbau-Zyklen zu bewerkstelligen war. Jedes Mal musste ich dabei die Bildfehlerkorrektur und die Unendlicheinstellung prüfen, denn bei einer suboptimalen Position der “Floating elements”-Gruppe explodieren sowohl die Bildfeldwölbung als auch Koma und Astigmatismus am Bildrand. Die hier vorgestellte Testserie spiegelt also nicht unbedingt die Leistungen eines perfekt kalibrierten Exemplars wieder, aber zumindest nähert sich das Objektiv jetzt endlich meinen Qualitätsansprüchen.

Metropolitain, Paris. Sony A7R mit Canon FD 20-35 mm L.

Ein Unglück kommt übrigens selten allein : üblicherweise verwende ich für meine Objektivtests eine Sony A7R. Bei dieser ist aber vor kurzem der Verschluss ausgefallen (ein Ersatzteil ist hier schon eingetroffen, aber ich brauche noch Mut und Musse, um es einzubauen…) und ich zeige Euch deshalb für die formalen Tests Bilder mit meiner alten, treuen Sony A7 (24 Megapixel). Wie immer stand die Kamera dabei auf einem soliden Stativ und ich fotografierte mit 100 ISO und 2 Sekunden Selbstauslöservorlauf. Ich habe jeweils mit maximaler Lupenvergrösserung und offener Blende auf die Fenster in der Mitte des Bildes scharf gestellt. Es handelt sich hier wieder um fast ungeschärfte Ausschnitte in 200% – Vergrösserung, die Korrektur der chromatischen Aberrationen wurde in Adobe Camera Raw deaktiviert.

Place des Victoires, Paris. Sony A7R mit Canon FD 20-35 mm L.

In der Vergangenheit konnte ich sowohl mit dem etwas lichtstärkeren EF 20-35 mm f/2,8 L als auch den Modellen EF 17-35 mm f/2,8 L, EF 20-35 mm f/3,5-4,5, EF 17-40 mm f/4 L und EF 16-35 mm f/4 IS L Erfahrungen sammeln. Letzteres ist immer noch in meinem Besitz und liefert mit meiner 5D Mark III bei allen Brennweiten und fast allen Blenden hervorragende Ergebnisse bis in die Bildecken. Das konnte man leider nicht von den älteren Modellen behaupten, obwohl sich mein EF 17-40 mm f/4 L nach einer “Kur” bei Canon France deutlich in der Bildschärfe verbesserten konnte.

Sämtliche Ultra-Weitwinkelobjektive der analogen Ära leiden unglücklicherweise unter einem Problem, das verschiedene Auswirkungen auf die Bildqualität am Rand haben kann : die optische Kontruktion ist nicht telezentrisch, die aus der hintersten Linse austretenden Strahlenbündel sind also nicht parallel zueinander sondern treffen in einem mehr oder weniger stumpfen Winkel auf die Mikrolinsen des Sensors. Dabei kann es dann zu Abschattungen, Farbverschiebungen und Unschärfen am Bildrand kommen.

20 mm

Die gesamte Szene im Überblick bei f/11.
f/3,5. Bildmitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte obere Bildecke (rechts).
f/5,6. Bildmitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte obere Bildecke (rechts).
f/8. Bildmitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte obere Bildecke (rechts).
f/11. Bildmitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte obere Bildecke (rechts).

24 mm

Die gesamte Szene im Überblick bei f/11.
f/3,5. Bildmitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte obere Bildecke (rechts).
f/5,6. Bildmitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte obere Bildecke (rechts).
f/8. Bildmitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte obere Bildecke (rechts).
f/11. Bildmitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte obere Bildecke (rechts).

Auflösungsvermögen und Kontrast bei Unendlich – 28 und 35 mm

Weiter geht’s mit den Testaufnahmen bei 28 und 35 mm.

Die gesamte Szene im Überblick bei f/11.
f/3,5. Bildmitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte obere Bildecke (rechts).
f/5,6. Bildmitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte obere Bildecke (rechts).
f/8. Bildmitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte obere Bildecke (rechts).
f/11. Bildmitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte obere Bildecke (rechts).

35 mm

Die gesamte Szene im Überblick bei f/11.
f/3,5. Bildmitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte obere Bildecke (rechts)
f/5,6. Bildmitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte obere Bildecke (rechts).
f/8. Bildmitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte obere Bildecke (rechts)
f/11. Bildmitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte obere Bildecke (rechts).

Auflösungsvermögen und Kontrast bei Unendlich – Fazit

Bei allen Brennweiten fällt die hervorragende Schärfe und vor allem der exzellente Kontrast in einem weiten Bereich um die Bildmitte auf – und das sogar schon bei Offfenblende.

Brautmoden, Place des Victoires, Paris. Sony A7R und Canon FD 20-35 L bei 28 mm und Offenblende. Solange man keine wichtigen Details nahe der Bildränder platziert, ist die Offenblende durchaus brauchbar.

Am Bildrand und insbesondere in den äussersten Bildecken gibt es aber Unschärfen, die erst bei Abblendung auf f/8 (20 mm), f/11 (24 und 28 mm) oder f/16 (35 mm) nicht mehr unangenehm auffallen. Canon hat (bei meinem Exemplar des Objektivs zumindest) den Schwerpunkt auf die kürzeren Brennweiten gelegt , bei 20 und 24 mm ist das Canon FD 20-35 L auch besseren Objektiven mit Festbrennweite durchaus gewachsen.

La pyramide du Louvre, Paris. Sony A7R und Canon FD 20-35 L bei 20 mm und f/11. Die Bildschärfe ist spektakulär.

Allerdings ist das Phänomen zumindest teilweise der Bildfeldwölbung geschuldet, die mit oder ohne Mitwirkung der Sensorarchitektur der Sony A7 oder A7R eine in Richtung Betrachter gewölbte Bildebene produziert. Um diese Unschärfe zumindest teilweise zu vermeiden, kann man bei kleinen Blenden (f/8 oder kleiner) bei den kürzeren Brennweiten des Objektivs den Entfernungsring in Richtung Mindestentfernung drehen, wobei im Sucher dann die Einstellung zu suchen ist, bei der die beginnende Unschärfe in der Bildmitte von der Schärfentiefe aufgefangen wird. Eine Übung,die so eigentlich nur bei statischen Motiven Sinn macht und die ich bei den Testaufnahmen weiter oben nicht berücksichtigt habe.

Französische Hochalpen. Sony A7R und Canon FD 20-35 L bei 20 mm und f/11.

Es gibt also in Sachen Randschärfe noch ein wenig Luft nach oben, solange man die Blende auf f/8 (20 mm) oder f/11 schliessen kann.

Bokeh

Auch wenn die Gestaltungsmöglichkeiten mangels Lichtstärke und Brennweite natürlich wesentlich geringer sind als zum Beispiel mit einem 35 mm f/2, kann man mit dem FD 20-35 mm f/3,5 L eine durchaus ansprechende Anmutung ausserhalb der Schärfenebene erreichen. Dabei helfen die sehr gute Korrektur der Bildfehler dabei, duftige Hintergründe zu erzeugen.

Librairie, Paris. Sony A7R und Canon FD 20-35 mm f/3,5 bei 28 mm und Offenblende.

Zwiebelringe habe ich bis jetzt trotz der verwendeten asphärischen Frontlinse noch nicht entdecken können.

Arche de la Defense, Paris. Sony A7R und Canon FD 20-35 mm f/3,5 bei 28 mm und Offenblende.

Verzeichnung und Vignettierung

Natürlich gibt es bei Weitwinkelobjektiven eigentlich immer eine mehr oder weniger ausgeprägte Durchbiegung gerader Linien. Beim Canon FD 20-35 L f/3,5 ist diese bei der kürzesten Brennweite sehr auffällig und auch störend, zumal die tonnenförmige Verzeichnung in der Bildmitte mit einer kissenförmigen Verzeichnung entlang den Bildrändern koaliert. In Richtung der längeren Brennweiten wird die Tendenz dann ausschliesslich tonnenförmig und zunehmend diskreter, bei 35 mm ist das Objektiv dann praktisch verzeichnungsfrei.

Rue de Beaujolais, Paris. Sony A7R+FD 20-35 mm f/3,5L. Worst case scenario in Sachen Verzeichnung bei 20 mm und f/11 und…
… Korrektur mit massgeschneidertem Profil.


Arche de la Defense, Paris. Sony A7R+FD 20-35 mm f/3,5L, 20 mm und f/11 : das Objektiv ist auch für anspruchsvollere Architekturfotos einsetzbar.

Die Vignettierung ist nicht ausgeprägter als bei typischen Festbrennweiten und verschwindet dann ab f/8 fast vollständig. Dies ist allerdings nicht der Fall bei der längsten Brennweite, die bei allen Blenden eine nur in den Bildecken störende Abdunklung zeigt. Diese ist allerdings im Sucher meiner Canon F-1 (97 % Abdeckung) nicht zu sehen. Ich gehe deshalb davon aus, dass es sich um ein der Sensorarchitektur geschuldetes Artefakt handelt.

“Zombie”-Vignettierung bei 35 mm und f/11 : Vor und….

…nach Korrektur mit massgeschneidertem Profil.

Ich habe mir übrigens für mein Objektiv ein Set von Profilen hergestellt, die die oben genannten Fehler fast vollständig in Camera Raw und Lightroom kompensieren.

Bildfeldwölbung

Wie schon weiter oben angesprochen, kann man sich die Bildfeldwölbung zunutze machen, um die Schärfe in den Bildecken zu verbessern. Bei meinen Exemplar des Canon FD 20-35 mm f/3,5 L genügt es dazu, bei einem Motiv nahe Unendlich auf f/8 (20 bis 24 mm) oder f/11 (28-35 mm) abbblenden und dann auf die Bildecken scharfstellen um in der Bildmitte eine scharfe Abbildung zu erreichen. Bei näheren Motiven muss man entweder weiter abblenden (f/11 bzw. f/16) oder etwas mit dem Entfernungseinstellring “spielen”, um den besten Kompromiss zwischen Bildrand und Bildmitte zu finden. Bei vielen Motiven ist ja eine leichte Unschärfe in den Bildecken durchaus zu verschmerzen.

Die gesamte Szene bei 24 mm und f/8

Ausschnitte bei 200% : Bildmitte (links), linkerer oberer Biildrand (Mitte) und rechter unterer Bildrand (rechts) :

20 mm und f/8.
24 mm und f/8.
28 mm und f/11.
35 mm und f/11.

Gegenlichtverhalten und Blendensterne

In der Landschaftsfotografie sind die interessantesten Lichtstimmungen oft diejenigen, die klassische Objektive vor grosse Herausforderungen stellen. Für mich ist jedenfalls neben dem Auflösungsvermögen und dem Kontrast das Gegenlichtverhalten meiner Objektive von grosser Wichtigkeit. Auch bei Gegenlicht möchte ich kontraststarke Bilder erhalten und das nach Möglichkeit ohne oder mit nur vereinzelten, relativ einfach zu retuschierenden Blendenartefakten. Das Canon FD 20-35 mm f/35 L macht auch in dieser Disziplin eine sehr gute Figur. Einerseits gibt es auch bei starkem Gegenlicht nur einen unwesentlichen Kontrastverlust, andererseits bleiben die Artefakte der sich um starke Lichtquellen gruppierenden “Perlenkette” klein und sind meist auch in Photoshop sehr leicht wegzuretuschieren.

Die gesamte Ansicht bei 20 mm und f/16.

Blendenartefakte bei 20 mm

Offenblende
f/11

Blendenartefakte bei 35 mm

Offenblende
f/11

Sony A7R + FD 20-35 mm f/3,5 und 20 mm : bei f/11 lassen sich sehr schöne Sonnensterne erzeugen..
Sony A7R + FD 20-35 mm f/3,5 und 20 mm : auch mit der Sonne knapp ausserhalb des Bildfelds bleibt der Kontrast gut.

Dank der fünfblättrigen Blende ist es möglich, Sonnensterne mit 10 “Auswüchsen” zu produzieren, was sowohl bei Gegenlichtaufnahmen als auch bei Nachtaufnahmen ansprechendere Resultate erzielen lässt als mit einem Objektiv, das mit seinen sechs Lamellen nur sechsblättrige Sonnensterne erzeugen kann.

UGC, Strasbourg. Sony A7R + FD 20-35 mm f/3,5 bei 20 mm und f/11.
Moderne Architektur, Strasbourg. Sony A7R + FD 20-35 mm f/3,5 bei 20 mm und f/11.

Fazit

Im Frühjahr 1987 wurde das Canon FD 20-35 mm f/3,5 L in Frankreich für sage und schreibe 10 300 Francs angeboten, während der einzige Konkurrent Sigma 21-35 mm f/3,5-4,5 für 3 700 Francs, also ungefähr ein Drittel, verkauft wurde. Man kann sich also leicht ausrechnen, dass das Ultraweitwinkel-Zoom der “Luxury”-Serie nur wenige Käufer fand, zumal die Investition in ein Objektiv der neuen EF-Serie wohl den meisten Fotografen ungleich zukunftssicherer erscheinen musste. Das FD 20-35 mm f/3,5 L wird also demnach seltener angeboten als seine zwei Vorgängermodelle mit etwas weniger attraktivem Brennweitenbereich (FD 24-35 mm f/3,5 SSC Aspherical und L).

Place des Victoires, Paris. Sony A7R + FD 20-35 mm f/3,5.

Eine Spanne zwischen 20 und 35 mm mag den meisten Fotografen wohl lächerlich gering vorkommen, aber das FD 20-35 mm f/3,5 L ersetzt immerhin vier verschiedene Brennweiten (20, 24, 28 und 35 mm) und bietet dabei alle Einstellungen dazwischen, ohne dabei ganz mit der Lichtstärke der Festbrennweiten und deren Nahgrenze konkurrieren zu können. In der Praxis funktionniert das aber sehr gut. Das Auflösungsvermögen und der Kontrast sind zwischen 20 und 28 mm so gut, dass das Canon FD 20-35 mm f/3,5 L durchaus die Leistungen der entsprechenden Festbrennweiten erreicht.

Velib, Paris. Sony A7R + FD 20-35 mm f/3,5.

Bei der längsten Brennweite muss man leider einige Abstriche am Bildrand machen, aber die Schärfe ist in einem weiten Bereich um die Bildmitte schon bei Offenblende sehr gut. Auffallend sind der hervorragende Kontrast auch in schwierigen Lichtbedingungen und die hohe, sehr modern anmutende Farbsättigung. Einziger (optischer) Wermutstropfen : die starke Vignettierung in den Bildecken bei 35 mm, die auch bei starker Abblendung nicht verschwindet. Allerdings kann diese mittels Software korrigiert werden.

L’envol, Paris. Sony A7R + FD 20-35 mm f/3,5.

Laterale chromatische Aberrationen sind zwar am Bildrand sichtbar, lassen sich aber ebenfalls durch automatische Softwarekorrekturen in den Griff bekommen, ohne dabei sichtbare Spuren zu hinterlassen. Longitudinale chromatische Aberrationen und das “Purple Fringing” habe ich bis jetzt noch nicht feststellen können – die beiden Rücklinsen in LD und ED-Glas haben daran sicherlich ihren Anteil. Bleibt die Achillesferse der Canon FD-Zooms und Festbrennweiten mit automatischem Korrektionsausgleich : ein zukünftiger Käufer dieses Objektivs sollte also den Austausch der Gleitlager systematisch in den Kaufpreis integrieren, denn es bestehen nur geringe Chancen, ein innerlich gut erhaltenes Exemplar zu ergattern. Da stellt sich dann die Frage nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis, denn angesichts der aktuellen Gebrauchtpreisen mag es sinnvoller sein, in ein ähnlich gutes, aber weniger kompaktes Canon EF 17-40 mm f/4 L USM zu investieren.

La défense, Paris. Sony A7R + FD 20-35 mm f/3,5.

Ich jedenfalls finde das Canon FD 20-35 mm f/3,5 L sehr nützlich für meine Landschafts-, Städte- und Street-Fotografie, denn es ersetzt meine 20, 24 und 28 mm-Objektive, ohne dass ich dabei nennenswerte Opfer in Sachen Bildqualität erbringen müsste.

Westhalten/Elsass. Sony A7R + FD 20-35 mm f/3,5.

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