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Konica Zoom-Hexanon AR 35-70 mm f/3,5

Konica Zoom-Hexanon AR 35-70 mm f/3,5

heute stelle ich Euch eines der Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger Jahre weitverbreiteten Standardzooms vor, das Konica Zoom -Hexanon AR 35-70 mm f/3,5. Es handelt sich um das erste Modell mit konstanter Lichtstärke f/3,5, das nur während einiger Jahre vermarktet wurde und dann von einem zwar etwas weniger anspruchsvollen, aber leichteren und kompakteren Modell mit konstanter Lichtstärke f/4 ersetzt wurde. Dieses musste wiederum einer Variante mit zwischen f/3,5 und f/4,5 variabler Offenblende weichen, das schon viel Plastik verbaut hatte.

Das Design ist Konica-typisch minimalistisch.

Das Konica Zoom -Hexanon AR 35-70 mm f/3,5 ist glücklicherweise bis auf den Blendenring aus Metall gefertigt und hinterlässt einen sehr soliden Eindruck. Es ist schlank gebaut, wird aber mit steigender Brennweite länger. Der äussere Tubus übernimmt dabei die Rolle einer Streulichtblende, die das Objektiv insbesondere bei Brennweiten oberhalb von 50 mm sehr gut gegen Seitenlicht abschirmt. Die besondere Konstruktion des Objektivs erfordert zwei Filtergewinde. Das kleinere von 55 mm nimmt Filter auf, bietet aber keine Geradeführung, was insbesondere für Verlauf-und Polarisationsfilter nachteilig ist.

Bei längeren Brennweiten erübrigt sich eine zusätzliche Streulichtblende.

Letztere können auch bei Brennweiten oberhalb von 35 mm nicht mehr verstellt werden, da der Filterring dann im Innern des äusseren Tubus verschwindet. Das Filtergewinde von 62 mm ist für die Streulichtblende vorgesehen, die allerdings nur bei kürzester Brennweite von Interesse ist. Das Konica Zoom -Hexanon AR 35-70 mm f/3,5 ist ein Einringzoom, der breite Einstellring dient also sowohl zur Scharfeinstellung als auch zur Brennweitenverstellung. Von Unendlich bis zur kürzesten Distanz von 35 entspricht der Einstellweg einer Umdrehung von etwas unter 180°, der Ring sackt auch bei Vertikalstellung des Objektivs nicht ab, der gefürchtete “Zoom creep” tritt also nicht ein. Der Blendenring ist Konica-typisch auf Automatikbetrieb optimiert : relativ kurz rastet er jenseits von f/22 auf der AE-Position ein, die Einstellung erfolgt in ganzen Stufen zwischen f/3,5 und f/22.

Bei 35 mm wirkt das Objektiv ziemlich kompakt…
… wird aber dann bei 70mm ziemlich ausladend.

Optisch nimmt das Objektiv Anleihen beim damals revolutionären Canon FD 35-70 mm f/2,8-3,5, denn die neun Linsen sind wie bei den meisten damaligen High – End – Standardzooms in Zweigruppenbauweise angeordnet. Wie viele Konica AR – Objektive hat das Zoom -Hexanon AR 35 – 70 mm f/3,5 eine sehr vorteilhafte Naheinstellgrenze von 0,35 m, die bei allen Brennweiten und ohne besondere Vorkehrungen verfügbar ist.

Steckbrief

* Optischer Aufbau : 9 Linsen in 9 Gruppen
* Vergütung : mehrfach
* Blendenskala : f/3,5 bis f/16 (ganze Stufen), AE
* Anzahl der Blendenlamellen : 8
* Filterdurchmesser : 55 mm (62 mm für die Streulichtblende)
* Kürzeste Entfernungseinstellung : 0,35 m
* Masse : Länge 98,5 mm (35 mm), 123,2 mm (70 mm), Durchmesser 66 mm, Gewicht 490 g (ohne Deckel)

Auflösungsvermögen und Kontrast

Das von mir getestete Exemplar zeigt in der Bildmitte schon bei Offenblende ein sehr gutes Auflösungsvermögen in der erweiteren Bildmitte, aber eine der sphärischen Aberration und der Koma geschuldete Weichheit.

Bei 35 mm erstreckt sich bei Offenblende der Detailreichtum bis in die äussersten Bildecken, jene bleiben aber bei grösseren Brennweiten leicht unscharf. Die Kontrastwiedergabe normalisiert sich bei Abblendung auf f/5,6 und die Bilder erreichen dann fast Festbrennweitenniveau. Insgesamt ist die Schärfe der des von mir hier gesteten EBC-X-Fujinon-Z 1 : 2.8-3.7 f = 35-70 mm ebenbürtig, die Brillanz hingegen bleibt diesem gegenüber leicht zurück.Das Zoom -Hexanon AR 35 – 70 mm f/3,5 scheint fast immun gegen Diffraktion zu sein, mit der Sony A7R gelingen selbst bei f/16 noch perfekt scharfe Bilder.

Nachfolgend eine Testserie bei Unendlich, mit der Sony A7R nebst Stativ und IR-Fernauslösung bei 100 ISO fotografiert. Sie wurde bei relativ ungünstigen Bedingungen fotografiert (leichter Morgendunst), die den Motivkontrast mehr als üblich abmindern. Das Objektiv wurde mit dem Minolta MD 35-70 mm f/3,5 verglichen. Es handelt sich um das letzte MD-III Modell mit 0,8 m Mindestentfernung und separater Makrofunktion – ich hatte schon sieben Exemplare in den drei verschiedenen Ausführungen des Objektivs und in Sachen Bildqualität ist das hier getestete zweifellos das beste. Alle Bilder wurden nur mit Standardeinstellung in Camera Raw geschärft, die chromatischen Aberrationen bleiben unkorrigiert. Letztere sind beim Konica bei 35 mm am Bildrand vorhanden, aber nur schwach ausgeprägt, in Camera Raw gut beherrschbar und nach der Korrektion nahezu unsichtbar. Beim Minolta bleiben sie auch ohne Korrektion weitgehend unauffällig.

Das Konica zeigt bei f = 35 mm eine etwas grössere Abbildung, die Brennweite ist also ein oder zwei Millimeter länger als die des Minolta.

Die Testszene mit der A7R + Zoom Hexanon bei Offenblende und 35 mm – die Vignettierung verschwindet zwischen f/5,6 und f/8.

35 mm

f/3, 5
(Ausschnitte mit 200 %, Konica links und Minolta rechts)

Linke untere Bildecke :

f/5,6 (Ausschnitte mit 200 %, Konica links und Minolta rechts)

Mitte.
Linke untere Bildecke.

f/11 (Ausschnitte mit 200 %, Konica links und Minolta rechts)

Mitte.
Linke untere Bildecke.

50 mm

f/3, 5
(Ausschnitte mit 200 %, Konica links und Minolta rechts)

Mitte.
Rechte untere Bildecke.

f/5,6 (Ausschnitte mit 200 %, Konica links und Minolta rechts)

Mitte.
Rechte untere Bildecke.

f/11 (Ausschnitte mit 200 %, Konica links und Minolta rechts)

Mitte.
Rechte untere Bildecke.

70 mm

f/3, 5
(Ausschnitte mit 200 %, Konica links und Minolta rechts)

Mitte.
Linke obere Bildecke.

f/5,6 (Ausschnitte mit 200 %, Konica links und Minolta rechts)

Mitte.
Linke obere Bildecke.

f/11 (Ausschnitte mit 200 %, Konica links und Minolta rechts)

Mitte.
Linke obere Bildecke.

Andere Bildfehler, Nahbereich und Bokeh

Die Vignettierung ist bei f/5,6 fast und bei f/8 vollständig verschwunden. Die Verzeichnung ist leicht tonnenförmig bei 35 mm und wird dann im mittleren Brennweitenbereich kissenförmig.


Im Unterschied zu anderen Zoom -Objektiven der gleichen Epoche, wie zum Beispiel das MD 35-70, ist sie auf Festbrennweitenniveau und bleibt selbst bei Architekturaufnahmen unauffällig.

Auch wenn die eingebaute Streulichtblende wahre Wunder wirkt, um Streulicht von der Frontlinse abzuhalten, ist das Objektiv nicht völlig unempfindlich gegen Blendenflecken und Flare. Nachfolgend ein « worst case scenario », aufgenommen bei f/22 und kräftigem Gegenlicht. Man sieht auch, dass die 8 Blendenlamellen bei kleineren Blenden schöne Blendensterne zaubern können.

Die chromatischen Aberrationen sind zwar im Randbereich bei 35 mm sichtbar, sind aber in einer guten Software einfach zu korrigieren.

Die Naheinstellung des Objektivs ist eines seiner Stärken. Bei 70 mm ist es möglich, Massstäbe um 1 : 4 zu erreichen, was das Objektiv sehr vielseitig macht.

Allerdings ist das Zoom -Hexanon AR 35 – 70 mm f/3,5 bei kurzen Entfernungen nicht mehr vollständig auskorrigiert und neigt zu einer deutlichen Bildfeldwölbung – die Bildecken werden niemals richtig scharf. Das Objektiv sollte also nicht für Reproduktionen verwendet werden, aber dafür gibt es ja auch Makroobjektive.

Bei kurzen Entfernungen und offener Blende wird das interessante Bokeh des Objektivs besonders augenfällig : Lichtpunkte werden dann zu “Seifenblasen”, was sicherlich den Resten von sphärischer Abberation zuzuschreiben ist.

Fazit

Ich finde, dass das Konica Zoom -Hexanon AR 35 – 70 mm f/3,5 eine ganz « runde Sache » ist : die mechanische Ausführung ist ganz hervorragend, Bedienung und Haptik wirklich angenehm und die Bildqualität sehr gut, auch wenn diese in Sachen Auflösung und Kontrast zumindest an der Sony A7R nicht ganz an das von mir mitgetestete Minolta MD 35-70 mm f/3,5 mit Makroeinstellung herankommt.

Auch wenn sie hinter der des Minolta MD zurückbleibt, ist die Bildqualität sehr gut..

Die sehr niedrige Verzeichnung ist ebenfalls sehr vorteilhaft, denn sie macht eine Softwarekorrektur in den meisten Fällen überflüssig.

Die stufenlose Naheinstellung und die “eingebaute” Streulichtblende liefern weitere Argumente für dieses schöne Objektiv und wer das “Seifenblasenbokeh” mag, kann es sicherlich gewinnbringend einsetzen.

Anbei noch einige andere, mit diesem Objektiv gemachte Beispielfotos :

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