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Canon FD 24 mm f/2,8 – « Alt » gegen « Neu »

Canon FD 24 mm f/2,8 – « Alt » gegen « Neu »

In diesem Testbericht vergleiche ich zwei verschiedene Exemplare eines Canon FD-Objektivs , das in den Siebzigern und Achtzigern wohl zu den besten seines Typs gehörte : das Canon FD 2,8/24 mm SSC mit und das Canon FD 2,8/24 mm (Neu) ohne Klemmring. Die beiden Exemplare unterscheiden sich sowohl in ihrer optischen als auch mechanischen Ausführung.

Die erste Ausführung des Objektiv erblickte im Jahre 1971 das Licht der Welt und wurde dann zwei Jahre später mit einer verbesserten Vergütung (SSC) neu aufgelegt. Die dritte und letzte Version kam dann im Jahre 1979 im Zuge der Erneuerung der Canon FD-Serie heraus : leichter (240 statt 330 g), kürzer (43 statt 52, 5 mm) und schlanker (52 statt 55 mm Filterdurchmesser), hat es auch eine optische Konstruktion, die mit einem zusätzlichen Element auch aufwendiger ist (10 Linsen in 9 statt 9 Linsen in 8 Gruppen). Allen Versionen gemeinsam ist ein automatischer Korrektionsausgleich, der dafür sorgt, dass die Abbildungsqualität auch im Nahbereich (bis zu 30 cm) noch überzeugt.

Dadurch verringert sich leider auch die “Haltbarkeit”, denn die zur Verschiebung der “Floating Elements” verwendeten Gleitlager lösen sich mit der Zeit auf und schaffen sowohl Spiel im Scharfstellring als auch Ungenauigkeit in der Führung der besagten Linsen – im schlimmsten Falle kann sich das auch auf die Schärfencharakteristik des Objektivs auswirken.

Bei meinem neueren Exemplar war das auch der Fall. Dieses erstand ich neulich für den Gegenwert eines grossen Kasten Biers und es hatte sowohl Fungusbefall als auch ein paar Millimeter Spiel im Metergang. Durch Auswechseln der Gleitlager mittels im Modellbau verwendete Teflonschlauchsegmente konnte ich aber das Problem beheben – jetzt sitzt der Einstellring zwar ziemlich stramm, lässt sich aber endlich präzise verstellen. Mein älteres Exemplar macht bis jetzt keine Probleme, obwohl Probleme mit Gleitlagern auch bei ihm dokumentiert sind.

Das Canon nFD 2,8/24 mm (hier rechts neben dem nFD 2,8/35 mm) ist wesentlich leichter und kompakter…

Das neuere Objektiv ohne Klemmring macht keinen so soliden Eindruck wie das ältere Exemplar : die meisten äusseren Fassungsteile sind aus Kunststoff und die Einstellringe sind weniger gut gedämpft als bei der alten SSC-Version. Nichtsdestotrotz scheint der Zahn der Zeit diesem und anderen “New FD” – Objektiven relativ wenig anhaben zu können.

… als das FD 2,8/24 mm SSC (hier inmitten einiger anderer Objektive mit Chrom-Klemmring).

Steckbrief

Optischer Aufbau : 9 Linsen in 8 Gliedern (alt), 10 Linsen in 9 Gliedern (neu)
Bildwinkel : 83° (alt), 84° (neu)
Blendenskala : 2,8 -16 (in halben Stufen, alt), 2,8 -22 (in halben Stufen, neu),
Entfernungseinstellung : 0,3 bis unendlich
Filterdurchmesser : 55 mm (alt), 52 mm (neu)
Streulichtblende : BW-55B (alt), BW-52C (neu)
Masse : Länge 52,5/43 mm, Gewicht 330/240 g (alt/neu)
Vergütung : SSC

Schärfe und Kontrast bei Unendlich

Anfang der Neunziger hatte ich schon mal ein FD 2,8/24 mm SSC und es war eines meiner meistbenutzten Objektive, sowohl für Reisereportagen als auch für Modefotos (ich war und bin noch immer ein grosser Fan von Jean-Loup Sieff….). Damals war ich ziemlich beeindruckt von der sehr guten Schärfeleistung auch bei 30 x 40 cm-Abzügen und aus reiner Neugier habe ich mir dann nach dem Kauf der Sony A7 das Objektiv wiederbeschafft. Der ursprüngliche gute Eindruck ist immer noch intakt, obwohl man das Ganze doch relativieren muss – die heutigen Weitwinkelobjektive sind einfach einen Hauch besser, vor allem nicht oder nur leicht abgeblendet.

Testszene bei Unendlich (A7 auf Stativ, Selbstauslöservorlauf 2 s).

f/2,8 (nFD links/SSC rechts)


Bei Offenblende bieten beide Objektive in der Bildmitte eine schon sehr gute Bildwiedergabe…
… die aber am Rand (hier unten rechts) deutlich abfällt, vor allem in Sachen Kontrast..
In den extremen Bildecken (hier oben links) die gleiche Weichheit, das nFD ist aber um Längen besser !

f/5,6 (nFD links/SSC rechts)

Bei f/5,6 bieten beide Objektive eine exzellente Mittenschärfe..
Auch am Rand gute Ergebnisse, obgleich das 2,8/24 mm SSC eine leichte Weichheit zeigt..
In den extremen Bildecken ist das nFD 2,8/24 mm jetzt (fast perfekt) während das 2,8/24 mm SSC noch unscharf wirkt..

f/11 (nFD links/SSC rechts)

Immer noch tolle Schärfe in der Mitte, die beiden Probanden geben sich nichts.
Am Rand ist jetzt alles perfekt…
… und auch in den Bildecken kann das 2,8/24 mm SSC jetzt voll überzeugen.

Schärfe und Kontrast bei mittleren und kürzen Distanzen

Testszene bei ungefähr 3 Metern (A7 auf Stativ, Selbstauslöservorlauf 2 s).

f/2,8 (nFD links/SSC rechts)

In der Bildmitte sind die Ergebnisse wieder sehr gut und schwer zu unterscheiden.
Am linken oberen Bildrand fallen die Ergenisse zugunsten des neueren Objektivs aus…
… das auch in den Bildecken eine sehr gute Schärfe schon bei Offenblende liefert. Allerdings ist die Vignettierung auch ausgeprägter..

f/5,6 (nFD links/SSC rechts)

Bei f/5,6 sind die Ergebnisse noch einmal besser.
Auch am Bildrand, wo aber das nFD 2,8/24 mm seinen Vorsprung beibehält.
in den Ecken ist das 2,8/24 mm SSC jetzt auch richtig gut.

f/11 (nFD links/SSC rechts)

Exzellent bei f/11…
… wobei das nFD 2,8/24 am Bildrand…
… und in den Ecken noch ein bisschen schärfer zeichnet.
Testszene bei ungefähr 30 Zentimetern (A7 auf Stativ, Selbstauslöservorlauf 2 s).

f/2,8 (nFD links/SSC rechts)

Bei der Mindestentfernung ist das alte Objektiv (SSC) dem neuen überlegen
… sowohl im Zentrum als auch ausserhalb.

f/5,6 (nFD links/SSC rechts)

Diese Tendenz setzt sich auch bei F/5,6 noch fort.

f/11 (nFD links/SSC rechts)

Abgeblendet auf f/11 sind beide hervorragend, auch am Rand, dank « Floating Elements ».

Farbwiedergabe

In Sachen Farbcharakteristik sind beide Objektive sehr ähnlich, das neue zeigt eine sehr leichte Tendenz zu Rot, das alte zu Gelb.

Verzeichnung

Beide Objektive sind sehr gut in Sachen Verzeichnung auskorrigiert. Bei Landschafts-und Architekturaufnahmen fällt sie fast nicht auf und nur im Nahbereich muss man sie korrigieren. Es handelt sich, wie man in Frankreich sagen würde, um eine « Moustache » – (Schnurbart) Verzeichnung, die in der Mitte eine tonnen-und am Rand eine kissenförmige Verzerrung gerader Linien bewirkt.

Beide Objektive (hier das nFD 2,8/24 mm) lassen sich sehr gut für Architekturaufnahmen verwenden.

Vignettierung

Die Vignettierung bleibt bei beiden Objektiven noch bei f/4 sichtbar. Das SSC weist bei f/5,6 keine sichtbare Vignettierung mehr auf, während das nFD bis auf f/8 geschlossen werden muss.

Vignettierung bei f/2,8 (hier mit dem nFD 2,8/24 mm). Beim SSC verschwindet sie schon bei f/5,6, beim nFD bei f/8.

Streulichtempfindlichkeit

Beide Objektive sind streulichtempfindlicher als modernere Konstruktionen. Eine Streulichtblende ist also dringend zu empfehlen, um eine Kontrastminderung auch bei Seiten-und Gegenlicht auszuschliessen. Das FD 2,8/24 mm SSC verwende ich mit der Originalstreulichtblende, während ich für das nFD 2,8/24 mm eine « Perfect Hood » von Sigma in Blumenkelch-Form verwende, die weitaus effektiver ist.

Reflexionen mit dem FD 2,8/24 mm SSC bei f/2,8, f/4, f/5,6, f/8 und f/11 (von links nach rechts).
Reflexionen mit dem nFD 2,8/24 mm bei f/2,8, f/4, f/5,6, f/8 und f/11 (von links nach rechts).

Je nach Blende zeigen beide Objektive mehr oder weniger starke Artefakte, diese aber bleiben unauffälliger beim FD 2,8/24 mm SSC. Letzteres liefert auch schöne Blendensterne bei f/11 und f/16, obwohl beide Objektive die gleiche Anzahl von Blendenlamellen (6) aufweisen.

Fazit

Alt oder Neu ? Bei dieser Frage gibt es eigentlich keine eindeutige Antwort, da beide Objektive ihre Stärken und Schwächen haben. Eigentlich wollte ich mittels dieses Tests herausfinden, welches Objektiv bleiben und welches wieder gehen soll. Ehrlich gesagt, weiss ich es immer noch nicht und das hängt sicher damit zusammen, dass das sichtlich schlechtere (FD 2,8/24 mm SSC) in einem wesentlich besseren Zustand ist als der Sieger in diesem Test. Sollte ich das nFD 2,8/24 mm durch ein anderes Exemplar in perfekt erhaltenen Zustand ersetzen, ist nicht unbedingt sicher, ob es die gleichen guten Leistungen erbringt. Im Zweifelsfall behalte ich also beide…

In Sachen Schärfe und Kontrast bringt das nFD 2,8/24 mm sichtbar bessere Leisungen am Bildrand. Allerdings schliesst das FD 2,8/24 mm SSC spätestens bei f/11 (meine Standardblende bei Landschaft und Architektur) auf ein vergleichbares Niveau auf. Hervorzuheben ist auch die bessere Schärfe im Nahbereich des älteren Modells. Ansonsten nehmen sich die beiden nicht viel, was Vignettierung, chromatische Aberrationen und Verzeichnung anbetrifft. Nur bei Gegenlicht zeigt das « alte » FD 2,8/24 mm SSC ein wenig bessere Leistungen, besonders bei f/11 oder f/16, wo es schönere Blendensterne produziert.

Auch die alte Version kann vollauf zufriedenstellen.

In Sachen Handling und Mechanik gibt es grössere Unterschiede : das FD 2,8/24 mm SSC hat eine klasse Verarbeitungsqualität , ist aber grösser, schwerer und ein bisschen weniger konfortabel zu bedienen. Das nFD 2,8/24 mm nimmt in der Fototasche nicht soviel Platz weg und macht sie auch nicht viel schwerer, was ein wichtiges Argument sein kann, wenn man wie ich ständig sieben oder acht Festbrennweiten mit sich herumschleppt.

Beide Objektive haben einen hohen Gebrauchswert und eine sehr gute Bildqualität, wenngleich sie nicht mit modernen Objektiven konkurrieren können. Mein Canon EF 4/16-35 IS L USM, zum Beispiel, liefert eine sichtbar bessere Bildqualität, vor allem bei grösseren Blenden, aber es ist auch wesentlich schwerer, unhandlicher und teurer.

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