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Canon Reflex Lens 500 mm f/8

Canon Reflex Lens 500 mm f/8

Das Spiegellinsenobjektiv Canon Reflex Lens 500 mm 1 : 8 ist ein Objektiv, über das leider nur selten berichtet wird. Es existierte zu Canon FD-Zeiten in zwei Versionen, die sich nur durch den Anschluss unterscheiden : die ältere Version von 1978 hat noch das “klassische” Klemmringbajonett, während die jüngere von 1980 das neue Drehbajonett besitzt.

Das Canon Reflex Lens 500 mm 1 : 8 auf einer Sony A7 – ich verwende meistens einen einfachen K&F – Adapter da mein anderer Adapter mit eingebauter Stativbefestigung dem eingebauten Stativring des Objektivs “ins Gehege kommt”.

Optischer Aufbau

Beiden gemeinsam ist der optische Aufbau mit einem Haupt-und Fangspiegel und mehreren Linsen (6 Elemente in 3 Gruppen), die für eine relativ kurze Bauform sorgen. Verglichen mit anderen Objektiven dieses Typs ist das Canon Spiegellinsenobjektiv aber weder besonders kurz (Länge 146 mm) noch leicht (710 g). Der Durchmesser des vordersten Elements ist ebenfalls beachtlich : bei 80 mm und einer Brennweite von 500 mm ergibt sich rein rechnerisch ein Öffnungsverhältnis von f/6,25 – dieses dient sicherlich dazu, den Lichtverlust durch den Fangspiegel auszugleichen und damit die angegebene Lichtstärke von f/8 weitgehend zu erhalten.

Das Canon Reflex Lens 500 mm 1 : 8 auf einer Sony A7 – ich verwende meistens einen einfachen K&F – Adapter da mein anderer Adapter mit eingebauter Stativbefestigung dem eingebauten Stativring des Objektivs “ins Gehege kommt”.

Konstruktion und Verarbeitung

Das Objektiv (hier die zweite Ausführung mit Drehbajonett) ist hervorragend ausgestattet. Die eingebaute Streulichtblende ist zwar etwas (zu) kurz, aber rastet zuverlässig ein. Der gut gängige Entfernungsring bietet etwas mehr als eine volle Umdrehung zwischen Unendlich und der Mindestentfernung von 4 Metern, was eine sehr präzise Einstellung möglich macht.

Das Objektiv wirkt alles andere als kompakt. Das geringe Gewicht macht dies aber durchaus “tragbar”.

Statt einer Schraubfassung am Bajonett bietet das Objektiv eine Filterschublade für 34 mm-Filter, allerdings sind die dazu kompatiblen Filter nur sehr selten zu finden. Geliefert wird das Objektiv mit einem neutralen Filter, der vermutlich Bestandteil der optischen Rechnung ist. Das Objektiv bietet auch einen eingebauten Stativadapter mit 1/4-Zoll-Gewinde – ein Druckknopf hilft, den hinteren Ring des Objektives um bis zu 180° zu drehen, um den Fotoapparat in Vertikalstellung zu bringen.

Die eingebaute Gegenlichtblende ist “nice to have” aber nicht übermässig wirksam…

Der nFD-Anschluss besitzt keinerlei Übertragungselemente für die Blende, deshalb ist das Objektiv auch nicht als FD-Objektiv geführt.

…glücklicherweise ist das Innere des Objektivs hinreichend entspiegelt.

Hier erst mal die technischen Daten :

  • Optischer Aufbau : 6 Linsen/Spiegel in 3 Gliedern
  • Blendenskala : f/8 (Festblende)
  • Anzahl der Blendenlamellen : keine (Festblende)
  • Filterdurchmesser : 34 mm (Steckfassung)
  • Kürzeste Entfernungseinstellung : 400 cm
  • Masse : Länge 146 mm), Durchmesser 90 mm, Gewicht 740 g (ohne Deckel)

Ein Blick in das Canon Reflex Lens zeigt eine sehr gründliche Beflockung in Schwarz aller interner Oberflächen. Zusammen mit der Mehrschichtvergütung Super Spectra Coating (SSC) müsste das eigentlich einen hinreichenden Schutz gegen Schleier und Reflexe liefern. Dies ist sehr wichtig, denn Spiegellinsenobjektive liefern ja von Haus aus einen etwas geringeren Kontrast als herkömmliche Linsenobjektive, was bei Gegenlichtaufnahmen zu sehr flauen Ergebnissen führen könnte.

Abbildungsqualität

Während langbrennweitige Linsenobjektive unter mehr oder wenig ausgeprägten chromatischen Aberrationen leiden, sind Spiegellinsenobjektive davon weitgehend befreit. Aber dafür leiden letztere unter einer schwächeren Kontrastwiedergabe und einer dem Fangspiegel geschuldeten Vignettierung. Die Bildqualität des Canon 500 mm f/8 ist dennoch erstaunlich gut. Es genügt mir, den Kontrast (+10), die Klarheit (+20) und die Schärfe (90/0,6/30/0) in Camera Raw anzuheben sowie die Vignettierung (Stärke +55 und Mitte 12) zu korrigieren, um eine meinen anderen Objektiven entsprechende Anmutung zu erhalten. Das Objektiv erreicht dabei die beste Leistung bei kurzen und mittleren Entfernungen, bei Unendlich wird die Schärfe oft von atmosphärischem Dunst, Wärmeschlieren und Luftbewegungen Problemen zunichte gemacht. Da ich es häufig bei Landschaftsaufnahmen einsetze, um die Raumraffung auszunutzen, stehe ich deshalb oft sehr früh auf.

Blick auf die Hochkönigsburg
Sonnenaufgang in der Rheinebene

Für mich macht der Einsatz eines Spiegellinsenobjektivs erst seit dem Kauf einer Sony A7 wirklich Sinn. Vorher war ich mit meinen Tamron SP 350 mm und 500 mm-Objektiven nie richtig glücklich – die Abbildungsqualität hat mich zwar überzeugt, aber das Handling und vor allem die präzise Entfernungseinstellung liess bei meinen analogen und digitalen Reflexkameras oft zu wünschen übrig. Erst die Suchervergrösserung der Sony macht es mir möglich, zuverlässig scharfe Aufahmen zu bekommen, dann aber nicht freihand sondern auf einem Einbein- oder, noch besser, Dreibeinstativ.

Graureiher, Zingst

Für Action-Aufnahmen setze ich das Canon Reflex Lens 500 mm 1 : 8 selten ein. Dazu ist mir das Handling einfach zu langsam ; aber in der Not frisst der Teufel auch Fliegen, wie neulich auf dem Hohneck, wo ich nur mit meinem “Landschafts-Rucksack” und der A7 “bewaffnet”, auf ein Rudel Gemsen stiess.

Ein kapitaler Bock, Hohneck in den Vogesen

Bokeh

Bei Spiegellinsenobjektiven gibt es ja einen wunden Punkt : die Unschärfencharakteristik, die Details sowohl im Vorder-als auch im Hintergrund nicht in Wohlgefallen auflöst, sondern als Unschärfekringel abbildet. Ich versuche, mir dieses Donut-Bokeh so weit wie möglich zunutze zu machen, was mir wohl aber nicht immer gelingt.

Bokeh, Zingst
Frühling, Kaiserstuhl

Fazit

Alles in allem finde ich, dass das Canon Reflex Lens 500 mm 1 : 8 ein hervorragendes Objektiv ist und das ob seiner für Spiegellinsenobjektive so typischen Mängel. Übrigens wurde es von Walter E. Schön (Color Foto) zusammen mit dem Nikon Spiegellinser als bestes Objektiv seiner Kategorie gekürt, vor den Konkurrenten von Minolta/Leica und Olympus, die ja heutzutage von manchen Fotografen richtiggehend “gehyped” werden. Ein Urteil, das übrigens auch vom französischen Magazin “Chasseur d’images” bestätigt wurde. Obwohl es alles andere als “universell” ist, möchte ich es nicht mehr missen. Deshalb hat das Canon Reflex Lens 500 mm 1 : 8 in meinem Landschafts-Rucksack schon seinen Stammplatz gefunden.

2 Comments

  1. Prima, einen Bericht zu diesem ungewöhnlichen Objektiv zu finden. Danke!

    Dennoch eine Richtigstellung. Die Blendenwerte („f-Stops“) werden rein geometrisch berechnet – und berücksichtigen daher NICHT im Objektiv entstehende Verluste. Werden diese Verluste ausnahmsweise berücksichtigt, spricht man von T-Stops, die u.a. bei den Messungen von DxO Mark nachzulesen sind.

    Der hier irrtümlich berechnete Blendenwert von f/6,25 ergibt sich, weil der gesamte Durchmesser der Frontlinse berücksichtigt wurde. Das Zentrum davon ist jedoch als Spiegel ausgelegt, der in diesem Bereich verhindert, dass Licht in das Objektiv gelangt. Es darf nur jener Frontlinsendurchmesser berücksichtigt werden, der tatsächlich wirksam ist – wodurch er sich von ca. 80 mm (gesamt) auf etwa 62,5 mm (effektiv) reduziert.

    • Hallo Axel,
      vielen Dank für Dein Feedback und Deine Erklärung von”f/” und “T “-Werten, die mir aufgrund mittlerweile 40-jähriger Praxis der Fotografie auch schon lange geläufig sind. Da mein Artikel für ein breiteres Publikum geschrieben wurde, bin ich darin nicht auf diese Problematik eingegangen. Im Unterschied zu manchen meiner anderen Spiegellinser (Tokina, Minolta, 3M5A, aber nicht Tamron) ist das Canon für seine nominale Lichtstärke etwas überdimensioniert, was ich auch im Text beschrieben habe. Dadurch bleibt nach Abzug der Fläche des Sekundärspiegels und des bei Spiegeloberflächen üblichen Reflexionsverlusts aber immer noch genügend Licht übrig, um einen T-Wert von ungefähr 8,5 zu erreichen, was das Canon für die Praxis interessanter macht als die weiter oben beschriebenen Spiegellinser, die allesamt ungefähr bei 11 liegen. Der T-Wert des Tamrons (erstes Modell) liegt bei ungefähr 9, denn es hat auch ein vergleichsweise “fettes” optisches System.

      LG Volker

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